STATION 2
Rückwärts in die Zukunft – so können die Jahr- zehnte in Deutschland nach der Entstehung Rheinhessens 1816 überschrieben werden. Für „Ehre, Freiheit, Vaterland“ ziehen die Deut- schen 1813 in den Krieg gegen Napoleon. Sie kämpfen für die nationale Einigung Deutsch- lands und erwarten, in öffentlichen Angelegen- heiten künftig mitbestimmen zu können.
Ganz anders entscheiden die im Wiener Kongress 1814/15 versammelten Staatsmänner und Fürs- ten. Die politischen und gesellschaftlichen Zustände vor der Französischen Revolution 1789 werden wiederhergestellt. Die Fürsten regieren nahezu absolut, ohne das Volk. Anstelle nationa- ler Einheit entsteht der Deutsche Bund, ein loser Zusammenschluss aus 39 Staaten.
Forderungen nach freier Mitwirkung des Volkes und nach staatlicher Einheit Deutschlands wer- den als revolutionäre und demagogische Um- triebe mit allen Mitteln unterdrückt und verfolgt, auch Todesurteile werden verhängt.
In Rheinhessen muss die Bevölkerung die in französischer Zeit erlangten „Rheinischen Frei- heiten“ gegen den Großherzog von Hessen-Darm- stadt verteidigen. Ständig versucht er, die abgeschafften Vorrechte von Adel und Kirche wiedereinzuführen.
In Turn- und Gesangvereinen bleibt die Hoff- nung auf Freiheit und deutsche Einheit lebendig. Freiheitslieder und revolutionäre Texte entstehen und verbreiten sich im Untergrund. Das Hamba- cher Fest im Mai 1832 endet mit der Verfolgung und Flucht seiner Initiatoren.

Plan: Harald Vatter-Balzar, Essenheim